Was bedeutet für dich Gerechtigkeit?

Ganz sicher nicht Gleichheit. Nein, diese Welt ist ungerecht. Ein alter Richter hat mir gesagt, er könne nur »Recht« sprechen, aber nicht für »Gerechtigkeit« sorgen. Komplexe Systeme sind eben nie widerspruchsfrei. Trotzdem kann man ein erfülltes Leben führen. (Wenn man nicht gerade einem Verbrechen zum Opfer fällt.) Früher habe ich an eine »ausgleichende« Gerechtigkeit, an ein »jüngstes Gericht« geglaubt. Aber diese Hoffnung hält uns im Grunde immer noch im Unrecht des Lebens fest, statt dass wir uns überlegen, was wir machen können, worauf dann der Ärger seine Stärke verliert. Es könnte geistig gesünder sein, sich zu sagen: »Ich habe nur dieses Leben.« – Die Hoffnung auf ein ewiges Leben kann uns in diesem Leben sehr weltfremd, unbarmherzig, unselbstständig und grausam werden lassen. – Und im Guten sehr sehnsüchtig danach, schon einen Abglanz des Himmels erleben zu wollen.

Alle Fragen und Antworten aus einem Interview mit mir im Buch:
Sandy Taikyu Kuhn Shimu: „Im Angesicht des Todes – und jetzt?“, S. 148-158.
© 2012 Schirner Verlag, Darmstadt
Erhältlich im Buchhandel und im Webshop des Verlags.

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