Wie funktioniert Religion ?

Kleine und grosse Menschen stellen Fragen: Woher kommen wir? Woher kommen die kleinen Kinder? Woher kommen die Menschen? Wieso sehen die Menschen von weither anders aus? Was ist gut? Was ist böse? Wie erkenne ich gut und böse? Wieso leiden gute Menschen? Was soll ich machen? – Diese Welt braucht eine Erklärung. Geschichten erklären die Welt. Wir lieben Geschichten.

Leider lieben wir einfache Geschichten oft mehr als die komplexe Wirklichkeit. Das schafft Probleme. Was meine ich damit? Ich gebe ein paar Beispiele: Zu einer einfachen Form von Religion (oder Politik, oder Volkswirtschaft…) gehören ein absolut Gutes und ein absolut Böses. Dann eine Liste mit guten Taten, Eigenschaften und Bräuchen. Und eine Liste mit bösen Taten, Eigenschaften und Bräuchen.

Gefährlich wird es, wenn die guten Eigenschaften, Taten und Bräuche „zufälligerweise“ die eigenen sind. Womöglich angeboren, wie Hautfarbe, Sprache, Geschlecht und sexuelle Orientierung. Das ist erstens keine Leistung, zweitens bequem und drittens der Anfang von Rassismus.

Religion kann noch eine andere einfache Geschichte erzählen: Die von einem himmlischen Papa, der uns versorgt, und unsere Feinde verhaut… Ich kenne diese Sehnsucht. Unsere menschlichen Familien sind zerbrechlich. Wir wollen zu einer richtig guten Familie gehören und Teil einer Gruppe sein, die alle Zeiten überdauert.  Jeder möchte auf der „richtigen Seite“ stehen. – Man kann so eine Geschichte erzählen und an so einen Gott glauben. Aber der Preis dafür ist hoch.

Für diese Sorte Glauben muss man die Augen vor zu vielen Dingen verschliessen, Fakten leugnen und Erlebnisse umdeuten. Wissenschaftliche Erkenntnisse, von denen wir auf vielen Gebieten profitieren, werden ignoriert. – Plötzlich heisst man Gewalt an Unschuldigen gut, zeigt Verständnis für Brutalitäten, bejaht Menschenopfer, droht, ängstigt, sehnt sich nach dem Weltuntergang, schliesst Menschen aus, verachtet sogenannte Ungläubige und beginnt abergläubisch zu werden. Viele erleben bitterste Enttäuschungen. Weil Gott viel zu oft eben doch nicht handelt… Sie warten und warten und warten. Und je länger sie warten, desto grösser muss dann der Lohn sein, um so gewaltiger das erhoffte Eingreifen. Zur Enttäuschung kommt oft noch Ausschluss: Denn wenn jemand Rückschläge, Krankheit und Tod erlebt, kann ja nicht der Glaube daran schuld sein.

Ich hab’s erlebt, wie Leute dafür Beziehungen ruiniert, Arbeit verloren, Geld verschleudert und die Gesundheit strapaziert haben. Weil sie geglaubt haben, dass Gott eingreifen wird. Verständlich. Und am Ende eine Tragödie.

Ausserdem ist es bequem. Sehr bequem. Geradezu faul. Es wird einem alles abgenommen. Der Glaube ersetzt alles. Ja, Religion kann Opium sein.

Gott wird eingreifen
– warum dann sich verändern, die eigenen Wünsche und Motive untersuchen?
– warum sich schlau machen über den Arbeitsmarkt und Weiterbildungen?
– warum dann Geld sparen und sich mit Altersvorsorge auskennen?
– warum dann den Körper bewegen und sich um gesundes Essen kümmern?
– warum sich mit den Argumenten anderer auseinandersetzen?
– warum die Unsicherheit aushalten… die die Welt mit sich bringt?
– warum der eigenen Faulheit ins Gesicht schauen?
– warum die eigenen Lügen aufdecken?

Warum? Weil Gott nicht einfach so eingreift. Weil diese Aufgaben unsere Aufgaben sind. Sinn entsteht aus Aufgaben.

Ja, aber… Warum glauben? Weil es Geschichten gibt, die uns sehr gut tun. Dafür empfehle ich meine Predigten. 🙂

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