Ist Deine Arbeit nicht sehr schwer?
Schwer ist meine Arbeit ja nicht im körperlichen Sinne. Weder ist es besonders laut, noch kalt, noch nass, noch bin ich gehetzt. Da ich gerne lese und schreibe und gründlich nachdenke, fällt mir einiges an meiner Arbeit leicht. Manchmal ändere ich einen Text immer wieder, bis ich mit ihm zufrieden bin. Zum Beispiel für eine Beerdigung. Bis ich das Gefühl habe: Das ist genau das, was ich sagen möchte. Tröstend, ehrlich und freundlich.
Meine Arbeit ist schwer, wenn ich gerne helfen würde, und es nicht kann. Ich bekomme viele schwere Lebensgeschichten erzählt. Die Kraft brauche ich, diese Geschichten auszuhalten, ohne billige Lösungen anzubieten. Das „Warum?“ vieler Menschen muss ich aushalten. Mein eigenes „Warum?“ muss ich auch aushalten. Für ganz viele „Warum?“ gibt es keine Antwort. Und wird es nie geben. Das ist schwer.
Dafür gibt es die Möglichkeit, einem Menschen Lasten abzunehmen, die er in Form von ungesunden Ideen, Vorwürfen oder Ansprüchen herumschleppt. Ich unterhalte mich mit jemandem. Eine Stunde, zwei, drei Stunden. Wenn jemand sich neu entscheidet, wie er mit seinem Besitz, seiner Kraft, seiner Zeit, seinem Geld und seinen Beziehungen umgeht, entsteht neue Lebensfreude.
Solche Geschichten freuen mich immer. Dann scheint mir meine Arbeit leicht.
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