Jeder verliebte Mensch will, dass die Liebe hält. Liebe will Dauer, wenn möglich Ewigkeit. Liebe soll gelingen. Also feiern wir ein Hochzeitsfest – und eine Trauung in der Kirche. Einen Tag ist eine Frau eine Braut, eine Prinzessin, in Weiss, festlich, in aller Schönheit. Der Bräutigam, mit blanken Schuhen, messerscharfen Bügelfalten und einem Sträusschen am Revers. Ein Brautpaar gibt sich das Ja-Wort vor Zeugen. Nein, als reformierter Pfarrer schliesse ich keine Ehen im Himmel, die Ehe ist kein Sakrament. Die Ehe ist der gemeinsame Weg eines Paares. In der Trauung bezeugen sie ihren Willen zum gemeinsamen Leben und werden dafür gesegnet. Sie feiern Trauung und Hochzeit, das Paar nimmt sich Zeit, und alle ihre Lieben. Wir ziehen uns festlich an für eine Hochzeit, wir organisieren, wir treiben einen Aufwand. Wir schaffen gemeinsame Erinnerungen. Es gibt Bilder. Es werden Ringe getauscht, Blumen verstreut und Tauben fligen gelassen. Das ist wichtig.

Denn nach einigen Jahren Beziehung, nach einigen Jahren, in denen man tausende von kleinen, hunderte von mittleren und ein Dutzend grosse Entscheide gefällt und ein Leben geformt hat, da können die Zweifel zu flüstern beginnen: Klappt das? Hält das? Können wir uns verlieren? Sind wir nicht falsch abgebogen? Wann zerbricht das? Wäre es vielleicht nicht schöner, einfacher und lustiger, ja vor allem einfacher und lustiger, wenn…

Diese Zweifel und Ängste sind normal. Sie gehören zu jedem Menschen, der in seinem Leben wählen kann. Man darf sich nur nicht lange von ihnen täuschen lassen. Bilder und Alben zeigen, wieviel Gutes man gemeinsam erlebt hat. Auch wenn das Gedächtnis momentan mit Anderem überlastet ist. Die Verliebtheit ist nicht verloren, sie kann wieder kommen. Denn Liebe als Gefühl beruht auf der Liebe als Tat.

Der Reiz des Neuen, der frischen Verliebtheit, der beruht nur auf den Wissens-Lücken, auf der Hoffnung, alles, was wir über das neue Gegenüber nicht wissen, und mit ihm nicht erlebt haben, werde schön sein… hoffentlich…

Es ist möglich, sich über Jahrzehnte zu lieben, das erzählen mir viele Senioren. Das wünsche ich so vielen Paaren wie nur möglich. Nicht nur denen, die aus Mann und Frau bestehen. Allen Paaren, die sich lieben!

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